meinwoody - zukunft(s)pflanzen

Menschen interessieren sich wieder für Pflanzen und den Eigenanbau von Lebensmitteln. Der Verzicht auf Plastik trifft zudem voll den Zeitgeist. meinwoody ist Problemlöser, Entrepreneur und Green Startup. Ursprünglich bereits im Jahr 2011 gegründet, fertigt das Unternehmen heute in der ehemaligen „Blaufabrik“ in Grub am Forst sein eigens entwickeltes „Baum Pflanz Kit“, welches aus einem Pflanztopf aus nachwachsenden Rohstoffen, Terra Preta Erde und Baumsamen besteht. Thomas Gardeia ist einer der drei Gesellschafter und als Geschäftsführer im Unternehmen tätig. Im Interview gibt er einen Einblick in eine Unternehmung, zu der  ganz viel Idealismus gehört.

Herr Gardeia, Zukunft(s)pflanzen lautet der Untertitel im Logo von meinwoody. Was dürfen wir uns darunter vorstellen, was macht meinwoody?


Zukunft(s)pflanzen beschreibt es schon sehr treffend: Es geht darum, Menschen wieder näher an die Natur,   Pflanzen und Nachhaltigkeit heranzuführen. Die Ursprungsidee bei der Gründung 2011 war es, ein Pflanz-Kit auf den Markt zu bringen, das es jedem ermöglicht, ohne Vorkenntnisse einen Baum großzuziehen und diesen dann in der Natur anzupflanzen - das Ganze unter Vermeidung von Müll und unter Verwendung organischer Rohstoffe. Den Cradle-to-Cradle Ansatz verwirklichen wir unter anderem durch unseren eigens entwickelten biologisch abbaubaren Pflanztopf aus nachwachsenden Rohstoffen sowie den seit Neuestem aus Graspapier gefertigten Verpackungen.


meinwoody gibt es also bereits seit 2011. Sind Sie selbst einer der Gründer und welche Funktion und Aufgaben haben Sie?


Bei der Gründung war ich noch nicht dabei. Der Erstkontakt kam 2015 im Rahmen einer Auszeichnung bei den Kultur- und Kreativpiloten Deutschland zu Stande, eine durch die Bundesregierung vergebene Auszeichnung für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Hier war sowohl meinwoody Preisträger als auch ich mit einem anderen Unternehmen. 2017 kam ich erstmals als externer Mitarbeiter mit an Bord. Das Unternehmen war zu diesem Zeitpunkt in einer schweren Krise. Durch einen vorausgegangenen Sabotage-Akt von Teilen der ehemaligen Gesellschaft wurde die Produktion der Pflanztöpfe, die damals noch in Österreich durch einen Partner starten sollte, unterminiert und hat schlussendlich zu einem Bruch der alten Gesellschaft geführt. Somit konnte meinwoody nicht wie seit 2014 initiiert die Produktion der eigens entwickelten Pflanztöpfe starten. Es entstand ein immenser Schaden und der Markteintritt konnte nicht wie geplant erfolgen. Durch meinen Eintritt in das Unternehmen konnte ich dem Gründer Rückendeckung geben und wir haben das Unternehmen mittels einer Auffanggesellschaft in eine neue Gesellschafterform übergeleitet. So konnten wir Grundsicherung für das bereits sechs Jahre bestehende Unternehmen betreiben und die Produktion durch einen zweiten Anlauf auf die Straße bringen.

Der Sitz des Unternehmens ist in der Blaufabrik in Grub am Forst. Wie viele Mitarbeitende gibt es und was wird dort alles gemacht?


Aktuell sind wir zu siebt. Im Frühling 2022 werden wir, so der Plan, zwei weitere Mitarbeiterinnen  einstellen. Regionalität spielt in unserer Philosophie eine wichtige Rolle, am Standort Grub am Forst kann diese auch gelebt werden. Wir sind sehr froh, dass wir hier Verwaltung, Entwicklung, Produktion und Logistik in der eigenen Hand haben. Die selbst entwickelten Pflanztöpfe aus nachwachsenden Rohstoffen werden von uns auf mittlerweile zwei Maschinen produziert. Die zweite Maschine ging erst kürzlich in Betrieb und wurde erforderlich, da wir ein neues Produkt, nämlich eine weitere Topfgröße, auf den Markt bringen wollten. Die Samen für unsere Baum Pflanz Kits kaufen wir zu. In Grub am Forst werden also alle Bauteile und Elemente produziert und zusammengeführt. In Kooperation mit einer österreichischen Baumschule beschaffen wir handgeerntete Baumsamen. Der Erhalt der hiesigen Biodiversität ist uns elementar wichtig, dazu dienen unsere Baumsamen, die diesen Zweck erfüllen.


Was reizte Sie so sehr an meinwoody, dass Sie in einer schwierigen Phase eingestiegen sind?


In erster Linie ging es mir um die Nachhaltigkeit, welche man in allen Bereichen des Unternehmens wiederfindet. Mit der Philosophie konnte ich mich zu 100 Prozent identifizieren. Bereits vor meinwoody hatte ich ein eigenes Unternehmen, auch hier ging es um Nachhaltigkeit. Bevor ich dieses gründete war ich als Vertriebler bei einem großen Verlag angestellt. Ich hatte eine sichere und gute Stelle, doch ich war mit dem wirtschaftlichen Leben der Gesellschaft insgesamt unzufrieden. Das klingt jetzt vielleicht sehr philosophisch, aber für mich war klar, dass ein Fast-Consumer-Ansatz nicht auf Dauer umsetzbar ist. Viele reden immer nur davon, dass man „etwas für die Umwelt machen müsste“, ich wollte von mir sagen „Ich hab es gemacht!“. Ich wollte den Gedanken umsetzen und mit dem Erfolg von meinwoody zu einer besseren Zukunft beitragen.

Was ist das Spannende am Unternehmertum?


Seit ich 2011 meine Festanstellung aufgab und mich in ein volatiles, nicht absehbares Feld bewegte, werde ich das immer wieder gefragt. „Warum hast du das gemacht?“ Hauptantrieb für mich war, wie eben schon erwähnt, die Unzufriedenheit mit dem wirtschaftlichen Leben unserer Gesellschaft im Allgemeinen. Meine persönliche Erkenntnis war, dass in der Natur nichts auf Dauer wächst. Nachhaltiges Wachstum ist kein endlos steiles Wachstum. Deshalb sollte auch die Wirtschaft nur in einem gesunden Maß wachsen und auf Mensch und Gesellschaft ausgerichtet sein und nicht allein aufs Kapital. Eine solche Philosophie lässt sich nur als Unternehmer verfolgen und bei meinwoody machen wir das aus tiefster Überzeugung.


Auf der Homepage von meinwoody liest man „on mission since 2011“. Kann man bisher von einer erfolgreichen Mission sprechen?


In jedem Fall kann man von Erfolg sprechen. Als wir 2019 mit der Produktion der eigens entwickelten Töpfe starteten, hatte uns eigentlich niemand zugetraut, dass wir das hinbekommen. Dazu muss man wissen, dass unsere Produktion eine Pionierleistung darstellt. Wir hatten keinerlei Wissen in dieser Sache und mussten alles selbst erfinden. Einen natürlichen Rohstoff (Hanffaser) maschinell und in Serienprozessen zu produzieren war bis dato nicht möglich und es gab auch niemanden, der uns dabei helfen konnte. Doch mit dem festen Willen, etwas noch nie Dagewesenes zu erreichen und nach vielen Versuchen haben wir den Produktionsprozess hinbekommen und immer weiter optimiert. Seitdem haben wir 2,5 Millionen Töpfe in Serie produziert. Bezogen auf den gesamten Topfmarkt ist das natürlich nur ein sehr kleiner Anteil, aber immerhin schon mal 2,5 Millionen Töpfe, welche nicht aus Plastik hergestellt werden mussten. Aber natürlich ist noch viel Luft nach oben (lacht)!

Das Thema Klimaschutz ist heute ganz anders präsent als noch vor 10 Jahren, nicht zuletzt seit Fridays for Future. Merken Sie die Trendwende in der öffentlichen Wahrnehmung auch in den eigenen Verkaufszahlen?


Im Endkundensegment auf jeden Fall. Unser eigener Online-Shop ist gut frequentiert. Anhand der Vornamen unserer Kunden, würde ich mutmaßen, dass es sich dabei überwiegend um eine jüngere Klientel handelt (lacht). Bei Firmenkunden, welche beispielsweise Präsente für Kunden oder Mitarbeitende suchen, verspüren wir eine zunehmende Offenheit für ökologische Produkte. Beim Handel verhält es sich (noch) anders. Zwar haben sich viele Handelsunternehmen die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben, doch wird hier auch viel Greenwashing betrieben. Da kann das Marketing noch so emotionale Spots kreieren, wenn das Controlling einschreitet schlägt Ökonomie die Ökologie. Und ich bin immer wieder überrascht, was wir da in Verhandlungen hören. Entweder wird argumentiert, dass der Kunde nicht bereit sei, den Mehrpreis zu zahlen – wir reden über Cent-Beträge bspw. bei einem Kräutertopf – oder man möchte von uns absurd viele Nachweise und Zertifikate sehen. Hingegen wird ein Pflanztopf aus Plastik von Handelsketten einfach palettenweise bestellt. Da fragt kein Einkäufer nach der Herkunft des Rohstoffs (Erdöl!). Soweit es uns möglich ist, erbringen wir die gewünschten Nachweise, doch das steht dann oftmals in keinerlei Verhältnis mehr zum Wert des Auftrags. Da merkt man dann, dass eigentlich gar kein Interesse da ist, etwas für den Umweltschutz zu unternehmen. Es gibt aber auch positive Beispiele, dass sich im Handel – langsam – etwas bewegt. So bietet beispielsweise eine Bio-Großhandelskette ihre Kräuter nur noch in unseren Pflanztöpfen an.

Die Mission ist also noch nicht zu Ende. Wo soll die Reise hingehen?


Nein, auf keinen Fall. Wir hoffen in erster Linie darauf, dass das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung weiter zunimmt und dadurch auch der Handel seine Produkte einer geänderten Nachfrage anpasst. Wir möchten mit unserem Sortiment unseren Beitrag zu einer besseren Welt leisten und laden jeden dazu ein, mitzumachen. Wir werden weiterhin daran arbeiten, das Unternehmen zu globalisieren. Bereits jetzt haben wir Kunden aus der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, den Arabischen Emiraten und den skandinavischen Ländern. Und - jetzt kommt auch bei uns mal das Stichwort Ökonomie - das Ganze natürlich im wirtschaftlich nachhaltigen Sinne, um somit einen stabilen und langfristigen Erfolg von meinwoody am Markt zu realisieren.


In Ihrem speziellen Fall waren Sie nun nicht Gründer der ersten Stunde, sondern sind erst zu einem späteren Zeitpunkt eingestiegen. Haben Sie einen Tipp, wie Menschen mit unternehmerischer Denkweise und Unternehmen, welche neue Impulse oder aber einen Nachfolger suchen, zusammenfinden?


Den einen perfekten Tipp kann ich leider nicht geben. An die Adresse derjenigen, die selbst Unternehmer werden möchten, würde ich zur Nutzung von Netzwerken raten. Ihr müsst gefunden werden können! Versteckt euch nicht! Potentielle Interessenten sollten im Idealfall von sich aus auf euch aufmerksam werden. Wer eine Idee hat und von dieser überzeugt ist, sollte sich und seiner Idee treu bleiben. Kompromisse sind in der Gründungsphase unerlässlich, sollten aber den Ursprung und das Fundament der Idee nicht beeinträchtigen. Es ist wichtig, überzeugt von dem zu sein, was man tut. Das kann man nur, wenn man einen ehrlichen Ansatz verfolgt und diesen auch lebt und umsetzt. Also etwas unternimmt! Es wird manchmal viel geredet und wenig gehandelt. Man sollte sich nicht zu sehr ablenken lassen und für seine Aufgabe einstehen.