Marketingkomplizen

Viel zu häufig wird Marketing nur aus dem Bauch heraus gemacht. Maßnahmen verpuffen, Geld wird verschwendet und Energie geht verloren. Ausgehend von einer Idee schmieden die Marketingkomplizen zusammen mit ihren Kunden einen Plan und setzen diesen in die Tat um. Planen, befähigen und umsetzen, so lautet der Dreischritt von Cindy Maaser. Wie sich das junge Unternehmen aus Neustadt bei Coburg von anderen Anbietern unterscheidet und warum es sich nicht um eine Fullservice-Agentur handelt berichtet die Gründerin im Interview.

Frau Maaser, die „Komplizenschaft“ kennt man aus dem Strafrecht und bedeutet Mittäterschaft. Dort definiert sich diese als Dreischritt von der Entschlussfassung, Planung und Durchführung einer kriminellen Tat. Können Sie – ausgehend von dieser Definition – einen Bogen spannen zu Ihrem Business?


Das ist genau das, was ich mache – lacht – nur ohne die kriminelle Tat! Planen, befähigen und umsetzen, so lautet mein Dreischritt! Zunächst gehe ich intensiv mit meinen Kunden in einen Workshop. Wir erarbeiten, wie wir die Marke aufbauen, wie wir sie positionieren wollen, entwickeln eine Geschichte und definieren die Zielgruppe. Am Ende des Tages entsteht dann ein Marketingplan. Im nächsten Schritt versuche ich meine Kunden zu befähigen, diesen selbst in die Tat umzusetzen. Ich zeige ihnen, wie es geht. Hilfe zur Selbsthilfe ist da das Stichwort. Letzter Schritt ist dann die konsequente Umsetzung, bei der ich auch unterstütze. Beispielsweise beauftrage ich einen Grafiker, welcher ein Briefing bekommt und der dann das Erarbeitete gestalterisch umsetzt.

Wie kam es zur Wortwahl „Komplize“?


Für mich ist der Name einfach dynamisch und bedeutet so viel wie „ich stehe partnerschaftlich an deiner Seite“ und „wir machen das zusammen“. Bei allen, denen ich im Vorfeld davon erzählt hatte, sah ich sofort ein Lächeln im Gesicht und bekam als Feedback „das passt zu dir“.

 

Wer ist alles „Mittäter“ bei den Marketingkomplizen?


Ich bin soloselbstständig. Das bedeutet aber nicht, dass ich Einzelkämpferin bin. Da ich bereits seit vielen Jahren in der Branche arbeite, habe ich ein großes Netzwerk. Beispielsweise kooperiere ich mit Agenturen in Schweinfurt, Kulmbach, Coburg oder auch München. Viele Agenturen haben sehr gute Kompetenzen im Bereich Gestaltung, häufig fehlt aber der konzeptionelle Part. Da komme ich ins Spiel, werde bei Neukunden vorgeschaltet, und entwerfe einen Marketingplan. Beauftragen Kunden hingegen direkt mich, so hole ich wiederum nach der Konzeption Andere mit an Bord und vermittle Fachleute für die operative Umsetzung. So bereichert sich das Netzwerk gegenseitig, jeder profitiert davon und der Kunde erhält das bestmögliche Ergebnis.

Wie kam es zur Gründung? Bietet die Selbstständigkeit, gerade in einem kreativen Beruf, mehr Freiheiten?


Auslöser für die Selbstständigkeit war eine strukturierte und begleitete Selbstreflektion. Ich habe mir fünf Wochen Zeit genommen, um für mich herauszufinden „was kann ich“ und „was will ich“. Ein Ergebnis war, dass ich eigentlich permanent gegen meine eigene Motivation gearbeitet habe. Meine Stärken liegen im „Leute befähigen“ und „Wissen teilen“. Diese Kompetenz konnte ich in meinem letzten Arbeitsverhältnis aber nur bedingt einbringen. Folglich fasste ich den Entschluss, mir etwas anderes zu suchen. Da sich die Stellenbeschreibungen bei vielen anderen Arbeitgebern aber ähnlich der meiner letzten lasen, war schnell klar, dass es diesmal die Selbstständigkeit wird. Auf die Frage zu den Freiheiten möchte ich mit einem klaren „Jein“ antworten. Ich hatte in Anstellung schon auch meine kreativen Möglichkeiten, allerdings genieße ich jetzt, dass ich flexibel in meiner Zeiteinteilung bin. Nachts arbeiten, mittags eine längere Pause, alles möglich und ganz wie ich will. Außerdem kann ich mir meine Kunden selbst aussuchen. Passt eine Dienstleistung, ein Produkt oder auch ein Kunde nicht zu mir, so kann ich den Auftrag einfach ablehnen.

Wie unterscheiden sich die Marketingkomplizen von anderen Agenturen? Was ist der USP?


Viel zu häufig wird Marketing nur aus dem Bauch heraus gemacht. Oder auf Zuruf, wenn gerade mal wieder ein Angebot ins Haus kommt oder sich ein Verkäufer meldet. In vielen Unternehmen gibt es niemanden, der sich explizit ums Marketing kümmert, da man „dafür keine Zeit hat“. So wird Marketing zur planlosen Nebentätigkeit, Maßnahmen verpuffen, Geld wird verschwendet und Energie geht verloren. Ich sehe die Marketingkomplizen nicht als Fullservice Agentur, sondern als Partner zur Konzepterstellung. Hier liegt meine Stärke. Diese konzeptionelle Arbeit, die Erstellung des Marketingplans, kostet zwar kurzfristig den Kunden extra Geld, mittelfristig spart er sich dieses aber mehrfach wieder ein. Die Planung schafft Klarheit über den Kundenwunsch und der künftige Aufwand für die operative Umsetzung reduziert sich enorm.


Der große Unterschied zu anderen Agenturen ist, dass ich versuche meine Kunden zu befähigen, den Marketingplan selbst umzusetzen und bin selbst kaum operativ tätig, obgleich ich Mediengestaltung auch gelernt habe. Mein Ansatz ist hier aber ein anderer. Lediglich im Online-Marketing übernehme ich selbst Aufgaben. Durch meine langjährigen Erfahrungen mit beispielsweise google ads und google analytics bin ich gerade im Bereich Suchmaschinenmarketing Expertin. Aber auch hier ist es das Ziel, den Kunden zu zeigen wie es geht, um dann die Arbeit selbst machen zu können.

Wenn Sie an die derzeitige Medienlandschaft denken, haben Sie eine Lieblingskampagne?


Nein. Globale Kampagnen, welche alle Menschen erreichen, gibt es auch eigentlich gar nicht mehr. Werbemaßnahmen werden heute vielmehr spitz auf die Zielgruppe zugeschnitten. Der Kunde schaut sich online Bewertungen an und liest Rezensionen. Die Kundenansprache wird immer persönlicher und dabei geht es vor allem um die Vermittlung von Emotionen. Mit breit ausgerollten Kampagnen ist das kaum noch möglich. Aus meiner Sicht ist deshalb auch TV Werbung „tot“. Die Menschen blenden diese komplett aus. Auch eine Werbung rein über den Preis funktioniert nur noch bedingt, da Angebote vergleichbar geworden sind. Vielmehr geht es heute um Vertrauen und auch um die Frage, wer hinter einem Produkt steht.


Gibt es „no gos“ im Marketing oder macht es manchmal auch Sinn gezielt zu „zündeln“? Gelegentlich wird eine Rüge durch den Deutschen Werberat ja auch als Auszeichnung gesehen.


Ein absolutes no go ist für mich green washing, also dem Kunden vorzugaukeln, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung ökologisch oder nachhaltig ist, obwohl es das nicht ist! Vom „zündeln“ oder grenzwertiger Werbung würde ich abraten! Kurzfristig spricht man zwar über negative Kampagnen, mittelfristig bleibt aber das Negative hängen! Ähnlich verhält es sich bei Werbekampagnen, welche mit Ängsten spielen. Ich möchte ein Beispiel aus der Versicherungsbranche bringen. Es macht einen großen Unterschied in der Kundenwahrnehmung, ob ich als Versicherer auftrete, welcher sich in Werbespots mit einem Schild vor seine Kunden stellt oder ob ich für mich werbe, indem ich eine Szene zeige, bei welcher einem Autofahrer beim Türe öffnen diese abgefahren wird. Bei ersterem geht es um Schutz, Vertrauen und um eine positive Kundenbeziehung, bei zweitem wird mit der Angst und dem Ärger bei einem Autounfall gearbeitet. Diese Versicherung wird man deshalb zwangsläufig häufiger in Verbindung mit Unfällen bringen als die andere. Ich rate deshalb zu positiver Werbung.

Was sollte ein Unternehmen beachten, wenn es für sich, seine Produkte oder seine Dienstleistung werben möchte? Welchen Tipp haben Sie?


Ich möchte gerne gleich mehrere Tipps geben:


Ich höre immer wieder den Satz „ich muss doch keine Werbung machen, ich habe genug Arbeit.“ Das ist falsch! Es geht nicht nur darum, Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, sondern mit gezieltem Marketing lässt sich auch ein positives Arbeitgeberimage aufbauen. Viele Betriebe suchen doch händeringend Fachkräfte oder auch einen Nachfolger, welcher den Betrieb übernimmt. Die jungen Leute können sich den Arbeitgeber heute frei aussuchen! Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Deshalb muss man zeigen, dass man ein attraktiver Arbeitgeber ist, muss seine Türen aufmachen und an seinem Ruf und seinem Image arbeiten! Mit einer ordentlichen Positionierung wird alles andere einfacher! Wofür stehe ich? Warum gibt es mich? Was sind meine Werte? Wer das verstanden hat und entsprechend kommuniziert, wird sich nicht nur leichter tun, Personal zu finden, sondern wird auch vorhandenes Personal besser an sich binden, da die Mitarbeiter „stolz sind“ und merken, dass es „sich lohnt“ dort zu arbeiten.


Gleichzeitig führt ein gewisses Image aber auch dazu, dass man höhere Preise generieren kann. Hier möchte ich den Friseur als Beispiel anführen. In diesem Handwerk kann man mit niedrigen Preisen auf den Markt gehen. Dann ist man aber gezwungen, den Kunden möglichst schnell zu bedienen, um viele Kunden an einem Tag zu schaffen. Ergebnis ist dann, dass man den ganzen Tag arbeitet, jedoch zu nichts (anderem) kommt. Die Alternative ist am eigenen Image zu feilen. Wie ist meine Außenwirkung, welches Erlebnis vermittle ich? Wer es schafft, seine Dienstleistung als „Auszeit“ oder „Wohlfühl-Erlebnis“ zu verkaufen, wird einen besseren Preis erzielen. Dadurch bleibt nicht nur mehr Zeit für den einzelnen Kunden und für andere Tätigkeiten, auch das eigene Stresslevel reduziert sich. Ich möchte deshalb meinen Kunden dabei helfen, dass sie nicht mehr über Preise feilschen müssen, sondern die Menschen zu ihnen kommen, weil sie das möchten. Wohlwissend, dass Preisverhandlungen gar nicht so einfach sind, wie ich aktuell selbst feststellen muss. (lacht)


So wie viele Wege nach Rom führen – führen viele Wege zum Marketingerfolg. Es gibt die Umwege, Wanderwege, Lernpfade, Landstraßen und Autobahnen. Alle führen letztlich zum Ziel. Die Frage ist nur, wie schnell und wie teuer sie sind. Mit einer solide geplanten Route (einem Marketingplan) lassen sich Ressourcen zielgerichtet einsetzen und verbrannte Budgets vermeiden.