Mit ihrem innovativen Holzspielzeug "Nini Amici" konnte Nina Renth die Jury beim Bayerischen Staatspreis für Nachwusdesigner überzeugen und gewinnt den mit 1.000 € dotierten Anerkennungspreis. Herzlichen Glückwunsch!
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Im Rahmen des Gründertages "CO:Existenz - Der Tag für Gründer und Jungunternehmer im Coburger Land!" fand der 1. Coburger Gründer:Pitch statt, der auf Anhieb ein voller Erfolg wurde. Sechs Gründer aus dem Coburger Land präsentierten ihre innovativen Geschäfts- ideen einer Expertenjury und dem anwesenden Publikum. Von der Vermittlungsplattform für Schafe über einen individuell gestaltbaren Wand- flaschenöffner bis zur IT-Sicherheits-beratung wurden an diesem Abend interessante, kreative und neuartige Ideen vorgestellt, die das Potenzial der Coburger Gründerszene repräsentierten. Am meisten überzeugte die Jury und das Publikum die Idee des Gamifications im Einzelhandel von Markus Hülß. Mit der Idee die Prinzipien von Videospielen im Einzelhandel einzusetzen und somit Kundenbindung und Umsatz zu erhöhen, sahen die Anwesenden das größte Potenzial für die Zukunft.
Dominique Völker, Mama von zwei Kindern, studierte Betriebswirtin mit mehreren Jahren Berufserfahrung in Vertrieb und Personalwesen, ist die Gründerin von Herzband. Wie sie ihr 2021 begonnener Weg letztendlich in die Vollerwerbsselbstständigkeit führte und warum sie heute mit Familien, Müttern und ihren Babys arbeitet, erzählt sie in unserem Interview.
Dominique, kannst du uns erzählen, wie du auf die Idee gekommen bist, „Herzband“ zu gründen? Was hat dich dazu motiviert?
Innerlich habe ich schon immer davon geträumt mich Selbstständig zu machen, wusste aber lange nicht mit was genau. Dann kamen meine Kinder auf die Welt. Die Große (8 Jahre) habe ich schon als
Minibaby im Tragetuch getragen und den Kleinen (frisch 3 geworden) dann noch viel mehr in verschiedenen Systemen und auch jetzt wird er in manchen Momenten gerne noch getragen. Im Sommer 2021 bin
ich auf den Beruf der Trageberaterin aufmerksam geworden und es hat mich direkt fasziniert. Ich hab mich ab da noch viel mehr damit beschäftigt und auch die Ausbildung dazu gemacht, bis hin zur
Zertifizierung. Im Dezember 2021 hab ich mich dann nebenberuflich selbstständig gemacht und dem Ganzen dann mit Hilfe einer Freundin den Namen „herzband“ gegeben. Das hat so wunderbar zum Tragen
und der dadurch entstehenden Nähe gepasst, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit für weitere Angebote offengelassen. Schon da wusste ich irgendwie, dass da noch mehr kommen wird. Nach den ersten
Monaten Trageberatung war mir direkt klar, dass ich mich zukünftig auf die Arbeit mit Familien fokussieren will. Und so hat sich nach und nach das Angebot von herzband erweitert. Im April 2023
bin ich dann den Schritt komplett in die Selbstständigkeit gegangen. Und bisher hab ich es keine Sekunde bereut.
Dein Angebot deckt eine Vielzahl von Bereichen ab, die Müttern und ihren Babys zugutekommen. Trageberatung, Workshops, Babymassage und insbesondere die Mütterpflege. Kannst du uns dein Leistungsspektrum und den Ansatz dahinter erläutern?
Das hat sich stufenweise entwickelt, da kam eins zum anderen. Die Trageberatung war das erste Angebot. Es ist einfach irre, was es inzwischen für eine Auswahl an Tragemöglichkeiten gibt und
leider viel zu wenig Trageläden, um das alles auch mal testen zu können. Deshalb komme ich als Trageberaterin zu den Familien nach Hause, mit gut gefüllten Taschen und einer Tragepuppe. Dann kann
getestet werden, bis das richtige Produkt gefunden ist. Zudem gebe ich viele Infos und Tipps zum Tragen während der verschiedenen Jahreszeiten und Tricks, wie das Tragen noch bequemer werden
kann. Die Wunschtrage kann dann auch für eine Zeit lang getestet werden, um wirklich sicher zu gehen. Während der Trageberatungen entstanden oft Gespräche und das ein oder andere mal hatte ich
das Gefühl, dass eine weitere neutrale Gesprächsperson / Fachperson zur Unterstützung für die frischgebackenen Mamas hilfreich wäre. Als ich dann von der von mir bis dahin völlig unbekannten
Mütterpflege hörte wurde ich neugierig und hab mich informiert. Nach vielen Überlegungen habe ich dann den Entschluss gefasst, die erste Mütterpflegerin in unserer Region zu werden. Die
Ausbildung, die mehr als 500 Stunden umfasst, habe ich im August 2023 mit Zertifikat abgeschlossen. Als Mütterpflegerin kann ich Familien und insbesondere Mamas dort unterstützen, wo sie es
brauchen, während der Schwangerschaft, im Wochenbett oder aber auch darüber hinaus. Meine Aufgaben sind dabei ganz unterschiedlich und immer individuell abgestimmt auf die Bedürfnisse der Mutter.
Ich gebe ihr Zeit, Raum und praktische Hilfe um sich zu erholen, durch emotionale Unterstützung, Unterstützung mit dem Baby, die Betreuung der Geschwisterkinder, Kochen, Einkaufen, leichten
Haushaltstätigkeiten und noch vielem mehr. Grundsätzlich kann eine Mütterpflegerin jederzeit beauftragt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen beteiligen sich die Krankenkasse an den Kosten
oder übernehmen sie vollständig. Während der Ausbildung zur Mütterpflegerin habe ich noch einige weitere spannende Weiterbildungen absolviert, die das Angebot sehr gut ergänzen. Die Workshops zu
verschiedenen familienbezogenen Themen drehen sich allesamt um Bereiche, die früher oder später für jede Familie relevant sind, wie „Kinderkrankheiten natürlich lindern“, „Abschied von der
Windel“ oder „Stressfrei essen am Familientisch“. Oft bekommen die Familien zu diesen Themen haufenweise unterschiedliche Informationen von allen Seiten und sind dadurch manchmal verunsichert.
Ich persönlich finde es da einfach praktisch einen Vortrag oder Workshop zu haben, wo aktuelles Wissen gebündelt weitergegeben wird. Die Babymassage kam im April dazu. Durch die Trageberatung und
auch die Ausbildung zur Mütterpflegerin weiß ich, wie wichtig Bindung ist. Durch die sanften Berührungen während der Babymassage kann da so viel gegeben werden. Es ist einfach wunderbar, die
Eltern und die kleinen Mäuse während der Kurse zu sehen. So viel Liebe schwirrt da durch den Raum. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen…
Trageberatung, Workshops, Babymassage und Mütterpflege erfordern spezifische Fähigkeiten und Fachwissen. Kannst du uns mehr darüber erzählen, welche Qualifikationen und Erfahrungen du mitbringst?
Ich fange mal mit den Erfahrungen an. Schon immer habe ich gerne mit Familien gearbeitet, war zum Beispiel schon früh als AuPair im Auslandseinsatz. Die meisten Erfahrungen habe ich aber wohl durch meine eigenen Schwangerschaften und Kinder gesammelt. Zudem habe ich natürlich zu allen Angeboten Aus- bzw. Weiterbildungen mit entsprechenden Zertifikaten gemacht. Diese können auch gerne von den Familien eingesehen werden.
Als Gründerin konntest du sicherlich schon einige Erfahrungen sammeln. Wie verlief dein Weg seit dem Entschluss dich selbstständig zu machen und was war deine größte Herausforderung die du bewältigen musstest?
Gute Frage… der Weg läuft nicht immer geradeaus. Oft hab ich Pläne überdacht, verworfen, umgeschrieben und angepasst. Und so wird es auch weiterhin sein. Ich hab noch einige Ideen, die ich einfließen lassen werde. Es ist großartig sein eigener Chef zu sein und gleichzeitig ist das auch die größte Herausforderung. Keiner sagt dir was du jetzt zu tun hast, wie es weitergeht oder was jetzt klug wäre. Das ist richtig cool – aber gleichzeitig auch echt schwierig manchmal. Da ist keine IT-Abteilung, keine Abteilung für Buchhaltung, keine Rechtsabteilung, kein Designer usw. All das liegt jetzt bei mir. Ein gutes Netzwerk ist hier das A & O. Und tatsächlich gibt es tolle Möglichkeiten sich auszutauschen in unserer Region.
Jeder Erfolg beginnt mit kleinen Schritten. Gibt es einen besonderen Moment auf deiner Reise mit „Herzband“, der dich besonders stolz gemacht hat? Hast du Tipps für Gründerinnen und Gründer, welche noch zweifeln ob der Schritt in die Selbstständigkeit für sie der richtige Weg sein kann?
Ja den gibt es. Der Moment der Entscheidung in die Selbstständigkeit zu gehen. Das JA zu mir selbst. Der Mut hat lange gefehlt und als es dann doch soweit war, ach, das war unbeschreiblich und ich bin jeden Moment stolz auf diese Entscheidung! Tipps für Gründerinnen und Gründer? Sprecht mit jemandem neutralen der Ahnung hat. Ich wusste und weiß jedes Gespräch mit meiner Familie und Freunden zu schätzen, bin aber nicht sicher, ob sie immer ganz objektiv sind, deshalb hab ich mir die Unterstützung von der Wirtschaftsförderung geholt. Die Gespräche waren äußerst hilfreich und es gab doch noch einige Punkte, die ich nicht bedacht hatte. Zum Abschluss noch ein Spruch den ich ganz passend finde: Einfach mal machen… könnte ja gut werden!
Hat ihr Hund oder ihr Pferd gesundheitliche Probleme? Arthrose, zu geringes Gewicht, Verdauungsprobleme oder Allergien? Der Gastronom Jörg Platsch nutzte die Corona Pandemie als Chance und gründete die FRESCH UG als Problemlöser für den Futternapf. Wie es zu dieser Kombination aus Hobby und Plan B kam und was das Besondere bei den Produkten der FRESCH UG ist, schildert der Gründer in unserem Interview.
Herr Platsch, Sie haben Ihr Unternehmen Fresch UG 2020 gegründet. Was bieten Sie mit ihrer Firma an und wie kam es zu dieser Idee?
Die Fresch UG ist ein „Corona Baby“. Zwar wollten wir, zusammen mit einer befreundeten Tierärztin und einer Heilpraktikerin, schon länger etwas in dieser Richtung starten, aber der Startschuss
fiel dann in den Beginn der Coronazeit. Plötzlich hatten wir Zeit und haben uns gesagt „now or never“. Und schon ging es los.
Der Grundgedanke der Firma war und ist, der „Problemlöser für den Futternapf“ zu sein, sprich hochwertige und gut abgestimmte Produkte für Hunde und Pferde zu entwickeln, die bei verschiedenen
Problemen eingesetzt werden können und die auch wirklich das halten, was sie versprechen. So ist inzwischen eine ganze Reihe von „Problemlösern“ zusammengekommen. Schon im ersten Jahr wurden zwei
Produkte entwickelt, eines für den Muskelaufbau, und eines zur Verbesserung im Mobilitätsbereich. Letzteres wurde auch bei schwereren Krankheiten wie Arthrose oder Spondylose bereits mehrfach
erfolgreich eingesetzt. Etliche weitere Produkte sind inzwischen dazu gekommen.
Wie verlief die zurückliegende Gründungsphase für Sie? Was war die bisher größte Herausforderung bei Ihrer Gründung und wie konnten Sie diese meistern?
Zugegebenermaßen fehlt mir zwar der Vergleich, aber ich glaube Deutschland ist behördlich kein gründerunfreundliches Land. Satte sechs Monate musste ich alleine darauf warten, dass ich eine
Steuernummer bekommen habe und hierbei kann mich auch keiner wirklich unterstützen.
Allerdings bekommt man dennoch reichlich Tipps und Hilfe, wenn man sich an die Institutionen vor Ort wendet oder online nach gewissen Themen sucht. Sei es bei der IHK, dem Steuerberater, der
Wirtschaftsförderung oder bei Formaten innerhalb der Region. Für viele Themen wird einem Input und Netzwerk vermittelt.
Auch der weitere Weg verlief besonders in den ersten beiden Jahren holprig. Vieles musste erst ausprobiert werden, es gab viel zu lernen und noch viel mehr zu beantragen. Allerdings kann man so
auch einiges für die weitere Entwicklung der Firma lernen. So langsam kehrt aber in den ersten Punkten eine gewisse Routine ein, sodass wir uns nun auf den weiteren Ausbau und das Wachstum der
Firma konzentrieren können.
Was genau ist Kern Ihres Konzeptes und wer sind Ihre Kunden? Wie unterschieden sich Ihre Leistungen von anderen Anbietern am Markt?
Unser Anspruch ist es unseren Kunden bestmögliche Qualität zu liefern. Wir wollen Produkte verkaufen, die wirklich das halten, was sie versprechen und die schlicht und einfach funktionieren.
Dabei ist es tatsächlich höchst erstaunlich, was man mit hochqualitativer Naturheilkunde alles schaffen kann. Selbst nach zwei Jahren staunen wir selbst noch darüber, was unsere Produkte alles
für Probleme lösen können.
Bedauerlicherweise ist gerade dieser Markt voll von „Betrügern und Scharlatanen“. Oft werden leider Abfallprodukte schön verpackt und dann teuer verkauft. Und der Kunde wundert sich dann, dass
die Produkte nicht das halten was sie versprechen und die Inhaltsstoffe bekommen einen schlechten Ruf, obwohl sie ganz hervorragend funktionieren, solange sie von guter Qualität sind. Wir
verwenden Rohstoffe mindestens in Human-, wo immer möglich aber sogar in BioQualität, Mineralien oder sonstige Zusätze immer in Pharmaqualität. Alle unsere Produkte werden in einer Mühle in
Deutschland schonend hergestellt. Wenn möglich verzichten wir darauf die Ware zu Pellets zu pressen. Muss doch gepresst werden, so geschieht dies mit einer schonenden Kaltpressung. Nur so können
die wertvollen Inhaltsstoffe bestmöglich erhalten werden. Unsere Kunden davon zu überzeugen, dass wir uns von anderen Anbietern unterscheiden, ist tatsächlich unsere größte Aufgabe. Zu unseren
Kunden zählen Tierliebhaber aus Deutschland, der Schweiz und inzwischen sogar Spanien. Für gewöhnlich haben unsere Kunden ein spezielles, gesundheitliches Problem mit ihren Tieren, wie z.B.
Arthrose, Tier zu dünn, Verdauungsprobleme Allergien, uvm. Hier können wir häufig sogar dann helfen, wenn der Tierarzt nicht mehr weiterkommt. Oft werden unsere Produkte aber auch prophylaktisch
eingesetzt.
Sie haben zunächst im Nebenerwerb gegründet. Warum und worin liegt aus Ihrer Sicht der Vorteil dieser Variante? Wie sehen Ihre langfristigen Ziele aus und welches sind die nächsten Meilensteine?
Eigentlich bin ich Gastronom. Mit Beginn der Coronakrise wusste niemand so genau was passiert und wie alles weitergehen würde. Die Firma war also zu Beginn, und eigentlich noch immer, eine
Mischung aus Hobby und Plan B. Im Moment sind wir an einen Punkt angekommen, an dem wir in den Markt eingetreten sind, und dies auch recht erfolgreich. Es ist von den begleitenden Umständen
abhängig, ob wir ein schnelles Wachstum realisieren können und auch wollen. Ein Meilenstein ist es aber definitiv, dass wir uns einen Bestand an Stammkunden aufbauen und diesen dann nach und nach
vergrößern. Hier wollen wir vor allem größere Kunden, wie Vereine und Händler, hinzugewinnen und dadurch und wirtschaftliche Basis weiter verbessern.
Alexandra und Jan Schenkel verwirklichen am Waldbad in Bad Rodach ihren Traum vom Baumschiffhotel. Hier finden die Gäste eine Kombination aus Naturerlebnis und schönem Wohnen. Lichtet die Anker und kommt, ganz ohne Wellengang, an Bord. Im Interview verrät Alexandra wie es dazu kam, dass nun Schiffe mitten im Wald stehen und wie sie dieses besondere Gründungsvorhaben in den sicheren Hafen eingefahren haben.
Alexandra, du hast mit deinem Mann kürzlich das Baumschiff-Hotel am Waldbad in Bad Rodach eröffnet. Wie kamt ihr auf die Idee und was gibt es alles bei euch?
Wir haben aus einer verrückten Idee und viel Spinnerei drum herum eine Vision entwickelt, haben Baumhäuser verschiedenster Art besucht, und uns um außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten bemüht, die es sonst nicht gibt, zumindest nicht in der Form. Deshalb sind die Schiffe auch bei uns im Wald gestrandet. Außerdem gibt es noch drei Stelzenhäuser, die mit dem Blick in den Wald eine ganz besondere Ruhe ausstrahlen und die Glampingzelte, die mit guten Betten zum erholen im schönen Ambiente einladen. Was von Anfang an klar war: es sollte eine Art Sehnsuchtsort werden, an dem man sich vom ersten Augenblick wohlfühlt.
Ist euer Projekt damit fertig oder gibt es noch Arbeiten die anstehen?
Fertig sind wir leider noch nicht ganz. Die Zelte stehen auf erhöhten Podesten, die brauchen noch breite Treppenaufgänge. Außerdem soll jedes Zelt auch noch eine kleine Badezimmer-Einheit bekommen. Und natürlich muss das zweite Schiff fertiggestellt werden. Das ist zwar schon von außen sehr hübsch, aber der komplette Innenausbau fehlt derzeit noch. Und auch für danach haben wir weitere Ideen, welche Stück für Stück umgesetzt werden sollen.
Von der ersten Idee bis zur Eröffnung hattet ihr sicherlich einige Meilensteine. Welche waren das, wie lange hat es gedauert und was war die größte Herausforderung?
Da gab es einen Meilenstein nach dem anderen (lacht). Aber insbesondere die bürokratischen waren für uns schon der Hammer. So viele Anträge, welche verschiedene Stellen und Behörden durchlaufen mussten. Die Förderung über LEADER beispielsweise wäre ohne Unterstützung durch Tobias Gruber der LEADER-Region Coburger Land gar nicht zu schaffen gewesen. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, welche uns auf diesem Weg bis hierher begleitet haben.
Ihr habt euch für den Standort Bad Rodach entschieden. Wie kam es zu dieser Wahl und was macht aus eurer Sicht die Region attraktiv für neue Ideen und Vorhaben?
Die Standortwahl war gar nicht so leicht, wie wir das am Anfang erwartet hatten. Es musste ja eine Anbindung an Strom, Wasser und Sanitäranlagen geben. Da war der Campingplatz am Waldbad schließlich eine gute Wahl. Der Ort ist besonders, die Nähe zum Waldbad grandios und es konnte dann alles mit relativ kleinem Aufwand mit Strom versorgt werden.
Letztendlich bin ich hier aufgewachsen und freue mich deshalb meiner Heimat etwas einmaliges zurück geben zu können. Außerdem gibt es hier soviel zu erkunden und zu entdecken. Wir sind direkt am Waldbad gelegen, haben ein grandioses Wander- und Radwegenetz vor der Haustüre und wer Wellness sucht, ist in der Therme Bad Rodach goldrichtig, die von uns aus übrigens auch zu Fuß gut erreichbar ist.
Noch einmal zurück zum Ablauf der Gründung. Hast du Tipps für andere Gründer im Bereich Hotellerie/Tourismus?
Bei uns handelte es sich in erster Linie ja um ein Bauprojekt. Und zwar um eines, welches nicht vergleichbar war. Der bürokratische Aufwand war deshalb für uns enorm, da ja auch wir mit so einem Vorhaben keinerlei Erfahrung hatten. Ich könnte mir vorstellen, dass viele andere Bauprojekte auch an den bürokratischen Hürden scheitern. Deshalb mein Hinweis: Man bekommt Unterstützung, wenn man sich diese sucht. Fragt Andere mit ähnlichen Projekten wie sie vorgegangen sind, welche Kontakte sie haben, wen sie kennen und baut euch dann ein eigenes Netzwerk mit Unterstützern auf.
Achim Stark gründete sein Unternehmen Miksim im Jahr 2018 und hat seit letztem Jahr sein Büro in der Digitalen Manufaktur in Rödental. Was Miksim genau macht, welches Produkt das Team vor Kurzem gelauncht hat und welche Tipps er für angehende Gründerinnen und Gründer hat, lest ihr im Interview.
Hi Achim! danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Erzähl uns doch mal wie die Idee für dein Unternehmen Miksim entstanden ist.
Ich hatte schon zu Beginn des Studiums vor mir eigenständig was aufzubauen. Es hat dann zwar sieben Jahre mit der Umsetzung gedauert, aber ab 2018 begann die Reise.
Miksim ist ja schon ein ungewöhnlicher Name. Wie bist du auf den Namen für dein Unternehmen gekommen? Hat er eine Bedeutung?
Der Name »Miksim« ist ein reiner Fantasiename und eine Widmung an meine beiden Kinder.
Was macht Miksim denn eigentlich genau?
Wir sind Digitalisierungspartner für Unternehmen die ihren elektronischen Datenverkehr mit Lieferanten, Marktplätzen, Dienstleistern oder Endkunden automatisieren möchten. Wir programmieren
Speziallösungen, wie Webschnittstellen, Datenbanken, Texterkennungssoftware, Bildverarbeitungssoftware, den automatischen Datenabruf von Geräten oder Browserautomatisierungen.
Ganz schön vielfältig! Kannst du vielleicht ein Beispiel für ein Kundenprojekt nennen?
Sehr gern! Für das Unternehmen EFS, einen Aquaristik-Grosshandel aus Sonnefeld haben wir die Auftragserfassung in Verbindung mit ihrem Warenwirtschaftssystem automatisiert, die bisher manuell
durch Mitarbeitende ausgeführt wurde. So können Auftragsbestätigungen und Rechnungen nun automatisch generiert werden.
Ihr unterstützt Unternehmen also u.a. bei der Digitalisierung eines analogen Workflows?
Ja genau, wir unterstützen in allen Themen rund um die Digitalisierung.
Was hast du vor deiner Selbstständigkeit gemacht?
Nach meiner Ausbildung zum Mechatroniker habe ich eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker gemacht und anschließend ein Diplom-Informatik- und ein Masterstudium drangehängt.
Seit dem Ende meines Studiums arbeite ich für ein Messtechnikunternehmen in der Entwicklung.
Wow, eine ganz schöne Entwicklung! Was hat dich nach der ersten Berufserfahrung dazu gebracht etwas Eigenes zu gründen?
Mein Antrieb ist u.a. der Aufbau von modernen Strukturen, wie einer guten Arbeitsumgebung, soziale Gerechtigkeit und eine innovative Unternehmensgestaltung. Ich bin davon überzeugt, dass diese Punkte zusätzlich zur eigentlichen Tätigkeit einen großen Mehrwert bieten und wir letztlich noch glücklichere Kunden bekommen, als wir eh schon haben.
Kannst du ein Beispiel für eure Arbeitskultur nennen?
Klar! Wir treffen uns zum Beispiel regelmäßig im Team und jeder kann Vorschläge für Verbesserungsmöglichkeiten einbringen, egal zu welchem Bereich. Die Vorschläge werden dann gemeinsam diskutiert
und mögliche Änderungen beschlossen.
Was macht ihr neben modernen Arbeitsstrukturen anders als die anderen?
Unsere Kunden erhalten bei uns ein vollumfängliches «Rundumsorglos-Paket«. Das beinhaltet ein monatliches Stundenkontingent, Softwarelizenzen, Anfahrtskosten, usw.
Was war deine größte Herausforderung als Gründer?
Die erste Gründung im Jahr 2018 war echt schwierig für mich. Ich hatte mich mit sehr vielen Leuten, anderen Gründern*innen, aber auch Freunden und Bekannten, dazu ausgetauscht. Gerade zu Themen,
die jede*n Gründer*in betreffen, wie Steuern oder Buchhaltung. Letztendlich hat es geholfen einfach mal zu machen und dazuzulernen.
Wie hast du dein Team gefunden?
Johann hatte sich auf mein Stellenangebot an der Hochschule initiativ beworben. Das ist nun schon fast zwei Jahre her. Es war meine erste ausgeschriebene Stelle, da hatte ich sehr gute Hilfe von
Zukunft.Coburg.Digital. Der zweite Mitarbeiter, Dominik, ist ein Spieler des Basketballteams, das ich trainiere. Ich hatte ihn mal wegen einer Marketing-Geschichte um Rat gefragt. Dann hat er mir
erzählt, dass sein Praktikum ausläuft und ich habe ihn direkt angestellt, weil wir gerade in diesem Bereich noch Unterstützung gebrauchen konnten.
Was waren bisher eurer wichtigsten Meilensteine?
Ich habe »Miksim Software & Consulting« 2018, ohne Fremdkapital, quasi mit dem Laptop unter dem Arm, gegründet. Ein Jahr später hatte ich mein erstes kleines Büro, wunderbar gelegen direkt
neben einem Frisörladen, einem Kosmetikstudio und einem Hochzeitsplaner (lacht). 2020 habe ich meinen ersten Mitarbeiter eingestellt. Zwei Jahre später, 2022, sind wir in unser jetziges Büro in
der Digitalen Manufaktur eingezogen und haben die »Miksim UG« neu gegründet. Im Februar diesen Jahres haben wir unser erstes Produkt, den VPN Connector Black, veröffentlicht.
Wie gefällt es euch in eurem neuen Büro in der Digitalen Manufaktur?
Wir schätzen vor allem die gute Infrastruktur mit modernen Workshopräumen und die sehr gute digitale Ausstattung. Auch das Digital Lab, wo man sich z.B. eine Kamera oder andere digitale Geräte ausleihen kann, ist ein echter Mehrwert.
Seit Kurzem habt ihr euer erstes Produkt gelauncht, den VPN Connector Black. Was ist das genau?
Der VPN Connector Black ist ein Gerät, das in einem beliebigen Netzwerk installiert werden kann und per Klick einen VPN Kanal aufbaut. Die Einrichtung ist kinderleicht: Man muss nur den
Geräteschlüssel eingeben und auf Knopfdruck eine Verbindung herstellen. Nach ein paar Sekunden ist der VPN-Kanal aufgebaut.
Klingt echt einfach! Für wen ist das Produkt denn gedacht?
Anwendungsfälle gibt es viele. Als ersten möchten wir aber Systemadministoren für die Fernwartung von Systemen ansprechen und weiteres Feedback erhalten. Es gibt auch viele Selbständige, die
Zugriff auf die Daten im Unternehmen benötigen, aber keine IT Abteilung haben, um eine entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Wenn ich Interesse am VPN Connector habe, wie komme ich an das Produkt, kann ich es bei euch bestellen?
Momentan ist der VPN Connector nur über unsere Website zu bestellen. In Zukunft sollen aber weitere Möglichkeiten dazu kommen.
Was sind eure nächsten Meilensteine?
Wir planen natürlich die Weiterentwicklung des Produkts. Es wird eine öffentliche Webschnittstelle kommen. Des Weiteren kommt ein Modul zur externen Steuerung eines Verbindungsaufbaus. Auch
planen wir eine verbesserte Lösung für die Desktopanwendung mit weiteren Hilfestellungen, damit das Produkt noch einfacher wird.
Zum Abschluss: Hast du noch ein paar Tipps für angehende Gründerinnen und Gründer?
Seid mutig und traut euch, euer eigenes Ding zu machen! Es gibt außerdem zahlreiche Förderungsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Themenbereiche zur Finanzierung, gerade in der Anfangszeit.
Und: Konzentriert euch auf einen Business-Plan hinter dem ihr auch steht!
„Der Begriff „Unternehmensberatung“ hat bei vielen einen negativen Touch“, so die Erfahrung von Matthias Dill. Nach dem Motto: „Da kommt einer, der erzählt mir, was ich sowieso schon weiß, bekommt einen Haufen Geld dafür und trägt dafür keine Verantwortung." Dass dem nicht so ist, möchte Dipl.-Ing. Matthias Dill mit seiner Firma Dill-Tech-Solutions GmbH beweisen. Herr Dill ist seit 2022 mit seiner Beratungsfirma selbständig.
Warum der Schritt in die Selbständigkeit?
Mir war es schon immer ein Dorn im Auge, wenn Kollegen oder sogar Vorgesetzte ihr Wissen für sich behalten haben und dadurch Erlerntes verloren geht und Fehler erneut gemacht werden. Nach über 30
Jahren Berufserfahrung bei der Firma Waldrich Coburg, angefangen als Industriemechaniker, dann über Konstruktion, Projektleitung bis hin zum Direktor für Produktion & Service und meinen
letzten Arbeitgebern in Südthüringen, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, andere Firmen zu unterstützen und ihnen zu helfen, Fehler zu vermeiden und keinesfalls den Fehler ein zweites Mal zu
machen. Als externer Dienstleister ist es oft einfacher, auf Probleme in den Firmen hinzuweisen, ohne jemanden persönlich anzugehen und ohne dadurch Fronten zwischen Personen oder Abteilungen
aufzubauen. In den vergangenen Jahren meiner Tätigkeit hatte ich immer viel Freude daran, junge Führungskräfte auszubilden - den sogenannten „Rohdiamanten“- den Feinschliff zu geben. Die
Gründung der Dill Tech Solutions GmbH eröffnet mir nun die Möglichkeit, mein erlerntes Wissen weiterzugeben und es den Firmen zu erleichtern, Schnittstellen übergreifend ihre Prozesse zu
optimieren.
Wie lief Ihr Weg hin zur Selbständigkeit ab?
Getrieben von einer ständig leichten Unzufriedenheit im Beruf wegen - meiner Meinung nach - falscher Managemententscheidungen kam der Gedanke auf, mich selbständig zu machen. Nach vielen
Gesprächen im Familien- und Freundeskreis, aber auch mit langjährigen Begleitern im beruflichen Umfeld, wagte ich den Schritt. Für mich sehr wichtig war, dass meine Frau diesen Gedanken und das
damit verbundene Risiko mitträgt. Eine weitere Unterstützung fand ich in meinem Bruder, der bereits eine GmbH führt und mir immer ein guter Berater ist. Zunächst habe ich mich bei der IHK zum
Thema Selbständigkeit erkundigt und die beiden Webinare für Unternehmensgründung besucht, die ich wärmstens empfehlen kann. Die Fachleute der Industrie- und Handelskammer zu Coburg, der
gesetzlichen Krankenversicherung und der Agentur für Arbeit räumen durch diese Schulung schon im Vorfeld einige Stolpersteine aus dem Weg. Die Vorgehensweise hin zur Selbständigkeit wird viel
klarer. Ein realistischer, lieber etwas konservativer, Businessplan und eine fundierte Marktanalyse haben mich in meinem Vorhaben bestärkt.
Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?
Viele Unternehmen sind im Wachstum. Die Umsätze steigen, die Aufgaben werden vielfältiger und komplexer. Gleichzeitig treten viele, von außen bedingte Probleme auf. Lieferkettenengpässe,
steigende Energiekosten, Corona, etc. machen den Firmen das Leben schwer. Die bisherigen Ablaufstrukturen sind als Folge davon nicht mehr zeitgemäß und halten den neuen Anforderungen nicht stand.
Die Prozesse in den Industrie- und auch in den Handwerksbetrieben müssen zudem nachhaltig implementiert werden. Auch sind wir, auf dieser „kleinen Insel“ in Mitteleuropa, dazu verdammt, uns
ständig zu Verbessern um am Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.
Hier wird die Dill Tech Solutions GmbH aktiv. Wir unterstützen im Interimsmanagement und führen Projekte in technischen und ablauftechnischen Bereichen durch. Dies reicht vom technischen
Geschäftsführer bis hin zur Prozessoptimierung. Unser zweites Standbein ist, unsere Kunden auf dem Weg zu einer Zertifizierung zu begleiten. Aktuell führen wir mit den einschlägig bekannten
Institutionen Zertifizierungen in den Bereichen Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagement durch. An der TÜV Süd-Akademie habe ich die Zertifikate für DIN EN ISO 9001, 14001 und 50001 erlangt und
damit meine praktische Erfahrung zu diesen Themen untermauert. Weiterhin beraten wir auch zu Themen wie Arbeitssicherheit, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Brandschutz. Was die Themen
Nachhaltigkeit, Datenschutz und Systemintegration angeht, arbeiten wir mit einem Partnerunternehmen eng zusammen.
Wer sind Ihre Kunden und wie erreichen Sie diese?
In unserer Region gibt es viele Schätze zu bergen. Es gibt eine Unmenge klein - und mittelständischer Unternehmen, die sehr vielseitig sind und hochwertige Produkte herstellen. Wir bieten unsere
Dienstleistungen für Industrie- und Handwerksbetriebe an. Die Größe des Unternehmens spielt hierbei keine Rolle. Zu Beginn sind wir vorwiegend im nordbayrischen und südthüringischen Raum
vertreten. Viele potentielle Kunden kennen mich bereits aus dem über Jahrzehnte hinweg aufgebauten Netzwerk. Hier zahlt sich der stets faire Umgang miteinander aus. Ich bin sehr positiv
überrascht, wie viel Unterstützung von alten Bekannten aus dem beruflichen Umfeld kommt. Zusätzlich bedienen wir uns der einschlägigen Plattformen im Netz, um Projekte zu generieren wie z.B. beim
TÜV Süd.
Was ist Ihr Ziel?
Wir wollen unseren Kunden die Angst nehmen, dass Optimierungen, Zertifizierungen und Restrukturierungen viel Aufwand, Geld und Bürokratismus bedeuten. Gerade Themen wie Umwelt und Energie sind
präsenter als je zuvor. Neue Gesetzesgrundlagen stehen vor der Tür und werden im kommenden Jahr europaweit eingeführt. Entsprechende Zertifizierungen werden den Firmen helfen, den steuerlichen
Auflagen zu begegnen.
Welchen Rat haben Sie für angehende Unternehmer:innen?
Vertrauen Sie auf das, was Sie können! Bei Rückschlägen nicht gleich verzagen, sondern weitermachen. Auch wenn viele fachlich neue Dinge auf einen einströmen (Akquise, Angebote und Rechnungen
schreiben etc.) muss „selbständig“ nicht „selbst und ständig“ heißen. Und (besonders wichtig): Hilfe annehmen ist sinnvoll und erlaubt! Ein Tipp zu guter Letzt: Unbedingt die Liquidität im Auge
behalten! Das Startkapital ist manchmal schneller verbraucht als einem lieb ist.
Eine Freie Werkstatt, ohne Markenbindung und ohne Verkauf von neuer "Ware". In der Kfz.-Branche weit verbreitet! Im Fahrrad-Bereich ist das jedoch eine Ausnahme. Heutzutage ist in aller Regel ein Handel an die Werkstatt gekoppelt. Viele Werkstätten nehmen deshalb - auch auf Grund der hohen Nachfrage der letzten Jahre - nur noch "eigene" Räder zur Reparatur an. Insbesondere mit Fahrrädern aus dem Online-Handel sucht man Vielerorts vergebens nach einem Zweirad-Mechaniker. Diese Marktlücke erkannte ein Coburger Gründer nun als Chance.
Herr Axmann, Sie haben Ihr Unternehmen Finest Bicycle Service im letzten Jahr gegründet. Wie kamen Sie zu der Idee eines Reparaturservice für Fahrräder und woher kommt Ihre Expertise in
dem Bereich?
Im ersten Jahr der Corona Pandemie war es schwer eine Fahrradwerkstatt zu finden. Die meisten nahmen nur noch Räder zur Reparatur an, die bei Ihnen gekauft wurden, was heute oft immer noch der
Fall ist. Ist ein Kunde aus einer anderen Stadt nach Coburg gezogen, oder hat er sein Rad im Internet gekauft, war und ist es für diesen fast unmöglich eine gute Werkstatt zu finden. Diese
Marktlücke wollte ich mir zu Nutze machen. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wieso Händler so mit Kunden umgehen. Vor etlichen Jahren habe ich bereits als Zweiradmechaniker gearbeitet, bin
dann aber wieder in die Industrie zurückgekehrt, da ich eine Ausbildung als Industriekaufmann habe. In meiner Freizeit habe ich jedoch immer weiter geschraubt und bin so immer am Stand der
Technik geblieben. Zudem haben sich meine Fähigkeiten und Kenntnisse durch diverse private Oldtimerprojekte noch erweitert. Vor der Eröffnung habe ich dann noch eine Prüfung bei der
Handwerkskammer abgelegt, um meine Eignung nachzuweisen.
Wie verlief die zurückliegende Gründungsphase für Sie? Was war die bisher größte Herausforderung bei Ihrer Gründung? Wie konnten Sie diese meistern?
Relativ problemlos. Die Bürokratie lernt man mit der Zeit kennen. Man lernt sie zwar nicht lieben, aber man muss im gewissen Umfang damit umgehen. Am Anfang muss man Großhändler oft noch
überzeugen, da das Konzept Fahrradwerkstatt nicht so verbreitet ist. Aber dies gelang mit Ruhe und Beharrlichkeit. Diese beiden Attribute sind für mich bei einer Gründung mit am wichtigsten! Die
größte Herausforderung, war eigentlich nur eine Kopfsache. Wenn man aus einem sicheren Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit wechselt, ist dies am Anfang schon komisch, wenn man weiß,
am Monatsende ist nicht automatisch das Geld auf dem Konto. Aber es ist schön, wenn man am Feierabend sieht, was man geleistet hat und wie man sein Geld verdient. Die Anerkennung und das Lob
meiner Kunden, macht dann natürlich auch vieles einfacher.
Sie wollten zunächst im Nebenerwerb gründen und konnten/wollten sich dann aber schneller als geplant dem Vollerwerb widmen. Wurden Sie von der Resonanz überrascht? Warum wollten Sie erst
den Nebenerwerb und worin liegt aus Ihrer Sicht der Vorteil dieser Alternative?
Ich habe erst im Nebenerwerb angefangen, da ich nicht sicher war, wie ein reines Radwerkstatt-Konzept ohne Radverkauf in Coburg angenommen wird. Im KFZ-Bereich ist dies ja schon Standard. Im
Fahrrad-Bereich jedoch noch eine Ausnahme. Meist ist ja auch ein Handel an die Werkstatt angeschlossen. Dies wollte ich aber bewusst nicht machen. Die Nachfrage nach Reparaturen hat mich dann
doch überrascht. Der Vorteil eines Nebenerwerbs ist ganz klar die Absicherung. Vor allem in Hinblick auf die Kranken- und Rentenversicherung. Dies sind für den Selbstständigen schon ziemliche
Kostenblöcke. Allerdings, ließen sich Aufgrund der Nachfrage die beiden Jobs zeitlich nicht mehr miteinander vereinbaren, weshalb ich mich dann für den Beruf entschieden habe, der mehr Spaß
macht. Somit bin ich in den Vollerwerb als Existenzgründer eingestiegen.
Was genau ist Kern Ihres Konzeptes und wer sind Ihre Kunden? Wie unterschieden sich Ihre Leistungen von den anderem am Markt?
Ich bin eine freie und markenoffene Fahrradwerkstatt für alle Räder. Ob mit oder ohne E-Motor spielt bei mir keine Rolle. Zudem bin ich bereits Bosch, Radon-Bikes, Sushi-Bikes, Jobrad und
Fahrrad.de Service Partner. D.h. hier stehe ich durch engen Kontakt mit den Herstellern den Kunden mit aktuellem Fachwissen und Service zur Verfügung. So muss ein Kunde mit einem Bosch E-Bike
z.B. nicht mehr in seine Markenwerkstatt, sondern kann im Service- oder Garantiefall auch meine Dienste in Anspruch nehmen. Durch meine Ungebundenheit, kann ich den Kunden einen breiteren Service
anbieten, da ich z.B. auch defekte Teile durch bessere ersetzen kann. Zudem kann ich dies den Kunden zu einem besseren Preis-/Leistungsverhältnis anbieten. Hier ist es ähnlich, dem Verhältnis KfZ
Vertragswerkstatt / Freie Werkstatt. Zu meinen Kunden zählt die komplette Bandbreite an Radfahrern. Von alten Stadträdern über E-Bikes bis zu Lastenradfahrern ist alles vertreten. Zudem biete ich
einen Aufbauservice für im Internet gekaufte Räder an. Dies ist aktuell im Landkreis Coburg einzigartig.
Nicht einmal 2 Jahre alt, eine Frage zur Zukunft. Was sind die kommenden Meilensteine und wo will der Finest Bicycle Service hin?
Zunächst will ich mich einmal am Markt etablieren und die Werkstatt auf ein solides Fundament stellen. Sollte die Nachfrage weiter steigen, sind Erweiterungen natürlich nicht ausgeschlossen. Dies
werde ich jedoch sehr behutsam angehen, damit ich bei einem Wachstum auch meinen eigenen Qualitätsmaßstäben treu bleiben kann. Weitere Ideen habe ich natürlich im Kopf, aber alles zu seiner Zeit.
Angestelltenverhältnis und Unternehmertum. Kennen Sie beides? Was sind die Unterschiede?
Ich war 24 Jahre in einem Angestelltenverhältnis, bevor ich mich nun in die Selbstständigkeit gewagt habe. Da ich in dieser Zeit unter anderem auch als Abteilungsleiter tätig war, wusste ich
bereits, was es heißt einen gewissen Weitblick zu haben, den man auch als Unternehmen benötigt. In einem Angestelltenverhältnis hat man natürlich immer eine gewisse Absicherung. Um diese muss man
sich als Selbstständiger selbst kümmern. Auch ist man als Einzelunternehmer am Ende für alles zuständig. Von der Buchhaltung, über die Auftragsannahme bis hin zur Reparatur. Jedoch ist es gerade
diese Bandbreite an Aufgaben, die das Dasein als Selbstständiger auch schön und abwechslungsreich machen.
Zudem kann man frei entscheiden, wie und wann man etwas machen will.
Was braucht ein erfolgreicher Gründer nach Ihrer bisherigen Erfahrung und was würden Sie anderen empfehlen/was würden Sie heute anders machen?
Auf jeden Fall Durchhaltevermögen und Flexibilität. Man muss sich immer wieder dem Markt anpassen um auf Veränderungen zu reagieren. Die Schwierigkeiten im letzten Jahr, was die Lieferketten
angeht, machten natürlich auch die Teilebeschaffung schwierig. Hier muss man immer wieder kreativ sein, damit die Räder der Kunden laufen. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, sich als Handwerker auch
mit kaufmännischen Themen auszukennen. Hier spielt mir natürlich meine Berufserfahrung in die Hände. Für andere Gründer kann dies schnell zur Herausforderung werden. Ich würde nichts anders
machen. Das Meiste lernt man eben doch erst dadurch, dass man es tut. Auch kleine Rückschläge dürfen einen nicht entmutigen, sondern man muss dies immer wieder als Herausforderung und
Reifeprozess sehen. Aufgeben ist ja auch keine Lösung. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man es eben anders machen.
Ein guter Kaffee braucht Zeit! Diese Zeit gibt Yvonne Stüpfert den rohen Bohnen, wenn sie bei ihr in der Manufaktur in Sonnefeld geröstet werden. Viel Zeit und vor allem niedrige Temperaturen braucht es, damit aus dem natürlichen Rohstoff ein aromatisches und
bekömmliches Produkt wird. In der kleinen Manufaktur im Coburger Land werden die Kaffeemischungen komplett in Handarbeit hergestellt. Das Sortiment bietet für alle Zubereitungsarten den passenden
Kaffee. Warum sich Yvonne Stüpfert dazu entschieden hat Rohkaffee in die Genussregion Oberfranken zu holen und was es alles braucht um eine Rösterei zu betreiben, berichtet sie im
Interview.
Bier, Wein, Klöße, dass alles kennt man aus Oberfranken. Wie kommt man aber darauf hier selbst Kaffee zu rösten?
Ganz einfach: Damit es hier mal einen gescheiten Kaffee gibt (lacht)! Aber Spaß bei Seite. Im Ladengeschäft meiner Eltern hatten wir früher einen regionalen Kaffee aus einer kleinen Rösterei ganz
in der Nähe. Die hat aber irgendwann die Produktion eingestellt. Da haben wir zunächst mit dem Gedanken gespielt diese zu übernehmen. Das hat aber nicht geklappt und dann war der Entschluss
schnell gefasst: Wir machen das selbst und zwar von Anfang an und dann auch gleich richtig!
Was muss man können um eine Rösterei zu betreiben und wie ist die Gründung abgelaufen?
Bereits 2018 haben wir gestartet und hatten dabei dann erst mal richtig Pech! Beim Umbau ging so einiges schief! Deshalb mussten wir ein Jahr später noch mal neu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt
hatte ich dann bereits meinen Zertifikatslehrgang zum Rösten von Spezialitätenkaffee bei der IHK absolviert. Zulassungsbeschränkungen bei der Eröffnung einer Rösterei gibt es an sich nicht, aber
eine Ausbildung, wie dieser Lehrgang, ist schon sehr hilfreich um zu verstehen was beim Rösten eigentlich passiert und wie man es richtig macht. Gegründet hat ursprünglich mein Bruder, ich habe
aber von Anfang an den Betrieb aufgebaut. 2021 habe ich ihm dann die Firma abgekauft. Jetzt ist die Rösterei in der ehemaligen Werkstatt meines Vaters fertig und von der früheren Nutzung ist
nichts mehr erkennen. In der kleinen Manufaktur steckt richtig viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt wie ich meine.
Woher kommt die Leidenschaft zum Kaffee?
Die hat sich tatsächlich erst mit der Zeit entwickelt. Am Anfang war da ja nur eine Idee. Nämlich die Idee, dass ein Kaffee dem man mehr Zeit zum Rösten gibt, auch mehr Aroma hat und er viel
bekömmlicher wird. So hab ich mir dann nach und nach das Wissen angeeignet und mich immer mehr und intensiver mit dem Produkt Kaffee beschäftigt. Verschiedene Kaffee Sorten kann man mischen wie
man möchte, so dass immer etwas Neues entsteht. Mal nussig, mal herb, mal süß oder fruchtig. Kaffee lässt sich aber auch in anderen Produkten verarbeiten, sowohl das Pulver als auch der gebrühte
Kaffee. Cocktails, Kuchen, Likör, da ist so viel Leckeres möglich und das fasziniert mich, reizt und inspiriert mich.
Ist die Kaffeemanufaktur deine Vollzeitbeschäftigung?
Ja, seit 2021. Ich habe mich bewusst dafür entschieden meine ganze Zeit und Energie in dieses Herzensprojekt zu stecken. Anders wären die Aufbauarbeiten, für eine wirtschaftlich funktionierende
Manufaktur wie ich sie mir vorstelle, nicht machbar.
Bringt das Produkt Kaffee besondere Herausforderungen mit sich?
Durchaus. Das beginnt schon mit der Steuer. Deutschland ist das einzige Land, welches eine Kaffeesteuer erhebt. Die Abwicklung erfolgt, wie beispielsweise beim Bier, über den ZOLL. Aktuell sind
das übrigens 2,19 € pro Kilogramm gerösteten Kaffee! Die Abrechnung der Steuerschuld, die Vorgaben und Regularien hierfür sind schon recht aufwendig. Das geht soweit, dass genau festgelegt werden
muss in welchem Bereich der Manufaktur der Rohkaffee und in welchem der geröstete stehen darf. Die „Steuerbereiche“ müssen hierfür dann auch sichtbar voneinander abgegrenzt werden. Wir haben das
mit unterschiedlichen Bodenbelägen gelöst, alternativ hätten wir tatsächlich eine Linie ziehen müssen. Sobald aber einmal alles abgestimmt und geregelt ist läuft das. Leider muss man jedoch mit
der Steuer in Vorleistung gehen. Sprich: ich zahle die Kaffeesteuer auf gerösteten Kaffee bevor ich überhaupt selbst Einnahmen erzielt habe. Da es sich bei der Kaffeeherstellung um ein
Lebensmittel handelt gibt es natürlich auch verschiedene Vorgaben im Umgang damit und bei der Einhaltung der Hygienebestimmungen. Das ist für mich aber selbstverständlich und als Trockenprodukt
ist der Kaffee auch nicht so sensibel zu behandeln wie andere Lebensmittel. Anspruchsvoller wird es aber wieder, wenn man bei den großen Lebensmitteleinzelhändlern gelistet werden möchte. Hierfür
gibt es jährliche Zertifizierungsprozesse und Gütesiegel wofür dann eventuell noch weitere Bestimmungen einzuhalten und Konzepte vorzuweisen sind. Damit man sein Produkt im stationären Handel
verkaufen kann, braucht es darüber hinaus auch einen EAN Code (Anm. d. Red.: European Article Number), welcher bestellt und auch bezahlt werden muss. Als letztes möchte ich noch vom
Verpackungsgesetz berichten. Auch als kleines Unternehmen muss man sich am dualen System beteiligen, sich vorab registrieren und dann die Verpackungsmengen anmelden (und bezahlen), welche man an
Verbraucher abgibt.
Das waren jetzt nur ein paar Themen die herausfordernd waren und nach wie vor sind. Dafür gibt es bei der Gründung aber keine Checkliste, so dass ich das von vornherein alles gewusst hätte.
Vielmehr wächst man dann im laufenden Betrieb mit seinen Aufgaben und über Bio oder Fairtrade Siegel, Markenschutz und Produktkennzeichnung habe ich jetzt noch gar nichts gesagt (lacht).
Die Welt ist aktuell ja leider nicht arm an Krisen. Bist du hiervon auch in irgendeiner Weise betroffen?
Ich weis jetzt gar nicht genau welcher dieser Krisen es geschuldet ist, aber aktuell ist der Preis für Rohkaffee um 150 % gestiegen. Außerdem braucht es zum Rösten logischerweise Hitze. Diese
wird bei mir mit Gas produziert. Glücklicherweise habe ich aktuell einen vollen Tank und der Verbrauch hält sich in Grenzen, aber irgendwann muss ich auch wieder nachbestellen und dann wird sich
zeigen wie sich die Preise bis dahin entwickelt haben. Ungewissheit gibt es auch in der Gastronomie. Hier sind viele Kunden mit Bestellungen noch sehr zurückhaltend, da ja niemand weis ob uns
nicht doch wieder ein erneuter „Corona-Winter“ droht!
Wo bekommst du deinen Kaffee her und wie viele Sorten hast du im Angebot?
Der gesamte Kaffee-Handel in Deutschland läuft im Endeffekt über drei Kontore in Hamburg. Diese habe ich besucht und mich im Anschluss für einen entschieden. Aktuell habe ich zwölf Grundsorten
und produziere ca. 17 verschiedene eigene Mischungen. Die neuesten Kreationen sind der „Dark & Dirty“ und ein Weihnachtskaffee. Alle Sorten gibt es übrigens auch im neuen Online-Shop, welcher
seit zwei Monaten online ist. Aber es kommen auch laufend neue Sorten hinzu und auch individuelle Mischungen für die Gastronomie oder Firmenkunden sind jederzeit möglich.
Gibt es weitere Pläne für die Zukunft?
Ganz viele (lacht), aber einer nach dem anderen! Zunächst wird es zwei eigene Produktlinien geben, welche das Sortiment verbreitern. Dies werden eigene Amarettini und Kaffeekugeln sein. Außerdem
gibt es in der Manufaktur einen kleinen Veranstaltungsbereich in dem es Barista-Seminare geben wird. Darüber hinaus steht für 2023 eine Erweiterung der Lagerkapazitäten an und auch an einen
kleinen gastronomischen Betrieb im Außenbereich habe ich schon gedacht. Last but not least wäre mein Traum eine „Kaffeemaschine auf einem amerikanischen fahrbaren Untersatz“ (grinst). Ich werde
sehen was die Zeit, das eigene Budget und die Marktlage noch möglich machen werden. So schnell gehen mir die Ideen und auch Visionen jedoch nicht aus.
Hast du Tipps für andere Gründer, welche ihre Leidenschaft oder Hobby im Bereich Lebens- oder Genussmittel zum Beruf machen wollen?
Informiert euch, eignet euch möglichst viel Wissen selbst an und bringt eine gute Ausdauer mit!